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Technische Daten:

Hersteller: Mercedes-Benz Typ: 2540
Fahrerhaus: M (1½ - Fach) Aufbau: Abrollkipper
Zylinderzahl: V 6 Hubraum: 11.946cm³
Drehmoment: 1850Nm bei 1080/min Leistung: 290KW / 394PS
Erstzulassung: 03.05.1999 Kilometerstand: ca. 10.000km

 

5:00 Uhr: Start zu einer Testfahrt mit dem Actros 2540 Abrollkipper. Rein äußerlich gibt es bis auf den Stern keine Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger, und auch der Einstieg ist sehr viel größer ausgefallen.

Der Innenraum des M-Fahrerhauses ist für alle die nicht im Truck schlafen müssen mehr als ausreichend, und bietet genügend Stauraum. Auch das Armaturenbrett wirkt großzügiger. Und auch die zwei Armlehnen, und der wirklich ausgezeichnete Sitz ist sehr bequem. In dem Display neben dem Tacho können verschiedene Dinge wie z.B. Ölstand, Stundenzahl (wichtig für Fahrzeuge mit Nebenantrieb) usw. abgerufen werden. Die Diagramm-Scheiben (Fahrtenschreiber) werden beim Actros horizontal eingeschoben (ähnlich wie eine CD).

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Beim Start des Motors, fällt das Fahrzeug erstmals unangenehm auf, denn das Fahrzeug schüttelt sich im Stand meiner Ansicht nach mehr als sein Vorgänger (z.B. 2438), und ist im Leerlauf auch nicht deutlich spürbar leiser geworden. Nun fahre ich also mit zwei bereits vorgeladenen Containern los.

Bei dem Start in der Nacht stellt sich heraus, daß nicht nur das Armaturenbrett (mit Tacho, Schaltern, Heizung usw.) hervorragend beleuchtet ist, sondern auch die rote Deckenbeleuchtung ein dickes Lob verdient. Seither mußte diese Art der Beleuchtung von vielen Truckern selbst eingebaut werden. Wer einmal mit einer solchen Beleuchtung gefahren ist, weiß daß dies nicht für Liebe an der Autobahn gedacht, sondern eine angenehme Atmosphäre schafft, denn man kann ohne durch die normale (helle) Deckenbeleuchtung geblendet zu werden, mal eben kurz nach dem Getränk, oder den Zigaretten schauen.

 

Das Radio befindet sich im Actros neben dem Aschenbecher. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, weil man zum Musik leiser drehen anfangs sehr oft den Lautstärkeregler oben neben dem CB-Gerät sucht, da die meisten LKW´S in der Vergangenheit Ihre Radios oben hatten. 

bild_02k.jpg (54497 Byte) Auch die Anordnung der Lautsprecher hat sich gegenüber der SK-Reihe geändert, erstens sind die Lautsprecher jetzt oben, und zweitens sind es jetzt drei (links, mitte, rechts).
Wenn ich mich nicht irre, habe ich dieses System schon vor Jahren bei Scania gesehen, egal auf jeden Fall wird dadurch ein deutlich besserer Stereoeffekt erreicht.

 

Die Heizungs- und Klimaanlage ist meiner Ansicht nach sehr gut gelungen, denn die gewünschten Fahrerhaustemparaturen werden durch die einfach verständlichen Regler nicht nur relativ schnell erreicht, sondern bieten auch noch viele verschiedene Belüftungsvarianten.

 

5:50 Uhr: Am Kreuz Weinsberg beginnt der gemütliche Teil der Fahrt, denn der Actros ist mit einem Tempomat ausgerüstet. Nun ist es mit dem ständigen "auf den Tacho schauen" vorbei, da die Strecke Heilbronn-Mannheim vergleichsweise eben ist, im Gegensatz zu dem auf und ab auf der A81 Stuttgart – Heilbronn. Und hier stellt sich deutlich heraus, daß das Fahrzeug beim Fahren doch recht leise ist. 

Im Radio kommt nun der Song "Hotel California" von den Eagels und sorgt für die richtige Stimmung.

Kurz nach der Ausfahrt Bad Rappenau treffe ich auf unseren zuletzt getesteten Volvo-Tankzug, und der Fahrer warnt mich via CB-Funk vor einem Stau in meiner Richtung, der sich aber glücklicherweise bis zu meinem Eintreffen fast aufgelöst hat. Nach dem üblichen Austausch der Trucker-Freundlichkeiten über Funk ist dann auch der Song der Eagels vorbei.

7:40 Uhr: Am Kreuz Walldorf fahre ich dann weiter Richtung Mannheim. Ich muß sagen das er sich zwar sehr gut fährt, jedoch ist das Lenkrad für mein empfinden etwas zu dünn, denn im MAN beispielsweise ist das Lenkrad dicker und somit griffiger.

Beim Fahren auf der Autobahn stellt sich heraus, daß bei dieser Motor-Getriebe-Hinterachs-Kombination eine Geschwindigkeit von 80km/h mit ca. 1200/min im höchsten Gang gemeistert werden. Dies ist sicherlich ungeheuer wirtschaftlich, und für ebene Strecken super, erfordert aber viele Schaltvorgänge (zumindest hier im Stuttgarter Raum), und läßt den Motor dadurch schwach erscheinen. An vielen Steigungen splittet man nur einmal herunter in den kleinen Achten-Gang, und auch hier befindet sich der Motor bei 80km/h mit 1400/min noch im grünen Bereich. Würde man also diesen Gang in unseren Gefilden als höchsten Gang nutzen, würde daß mit Sicherheit einige Schaltvorgänge sparen, und den Motor als durchzugsstärker erscheinen lassen, aber ich bin mir nicht sicher, wie sich das auf den Kraftstoffverbrauch auswirken würde. 

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Um 8:10 Uhr fahre ich an der Ausfahrt Ludwigshafen ab, und muß sagen, das Seine Motorleistung nicht revolutionär ist, aber sicherlich akzeptabel. Er fährt sich sehr angenehm weich, was aber in Anbetracht des hohen Schwerpunktes eines "Abrollers" sicherlich mit Vorsicht zu genießen ist.

Ich finde das Fahrzeug wirkt manchmal etwas träge, denn das auf- und absetzen der Behälter beispielsweise, geht langsamer als bei anderen Abrollern die ich seither fuhr (aber vielleicht nur eine Einstellungssache), und auch beim Gas geben im Leerlauf braucht der Motor recht lang um auf Drehzahlen zu kommen.

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Nachdem ich abgeladen, und meine Rückfracht wieder geladen habe, fahre ich um ca. 10:00 Uhr in Ludwigshafen wieder auf die Autobahn.

Die Motorbremse befindet sich im Actros kombiniert mit dem Tempomat gegenüber des Blinkerhebels an der Lenksäule, und besitzt in diesem Fahrzeug zwei Stufen. Die Leistung der Motorbremse ist sicherlich besser als die des Vorgängers, aber für jemanden wie mich, der vom Retarder verwöhnt ist, nur bei leerem Fahrzeug (mit Anhänger und Containern 21.200 to) richtig interessant. Dann viel mir auf, daß bei etwas längerem betätigen der Bremse das selbe Geräusch wie bei der Motorbremse zu hören war, daraus schließe ich, daß die Betriebsbremse mit der Motorbremse kombiniert ist. Das Bremspedal im Actros sollte mit viel Gefühl getreten angetippt werden, denn sonst macht man möglicherweise ungewollt bekanntschaft mit der Windschutzscheibe. Die Bremsen sprechen, dank Scheibenbremsen extrem gut an.

Ganz anders dagegen die Feststellbremse (Handbremse) denn es sollte zwar nie passieren, doch vergißt man mal die Handbremse zu lösen, ist ein anfahren trotzdem möglich, was bei Fahrzeugen mit intakten Trommelbremsen unmöglich war. Ich möchte aber nicht von diesem auf alle Actros-Fahrzeuge schließen, vielleicht habe ich ein Fahrzeug mit besonders schlechter/defekter Feststellbremse erwischt.

Um 10:30 Uhr passiere ich das Kreuz Walldorf, und ich fahre weiter auf der A6 Richtung Heilbronn.

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Die Telligent-Schaltung im Actros ist, wie ich finde, eine deutliche Verbesserung zur EPS-Schaltung. Für alle, die noch nie mit einer solchen Schaltung gefahren sind, probiere ich es kurz zu erklären:

Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten einen Gangwechsel vorzunehmen:

Möglichkeit 1: Kupplung treten, Joystick (Schalthebel) zum Hochschalten nach vorn, zum herunterschalten nach hinten drücken. Wenn das Fahrzeug den Schaltvorgang beendet hat, ist dies am Schalthebel deutlich zu hören, und zu spüren, und man kann wieder einkuppeln.

Möglichkeit 2: Schalthebel beispielsweise am Berg nach hinten tippen, daß Fahrzeug schlägt nun einen Gang im Display vor (der noch geändert werden kann). Wenn das Fahrzeug nun die entsprechende Drehzahl zum zurückschalten erreicht hat, tritt man die Kupplung, wartet (kurz) bis das Fahrzeug den Gangwechsel durchgeführt hat (man hört und spürt auch das deutlich am Schalthebel), und kuppelt wieder ein.

Und hier kommt nun der entscheidende Vorteil zum tragen, denn der Mercedes schaltet bei vorgewähltem Gang meiner Ansicht nach extrem schnell. Und es ist natürlich auch möglich, halbe Gänge zu schalten.

Inzwischen ist es ungefähr zehn nach elf, und ich bin wieder am Kreuz Weinsberg eingetroffen.

Die Leser, die die von mir beschriebene Strecke kennen, wissen daß nach der Ausfahrt Weinsberg der Reisberg kommt. Die Brücke fast am Ende des Reisberges ist für mich immer der Zeitpunkt auf den Tacho zu schauen, und hier ist der Actros bei 21,20 to Leergewicht bei ziemlich genau 80km/h laut Tacho (63 km/h bei 34,00 to Gesamtgewicht [Holz ist eben eine leichte Ladung]). Diese Leistungen sind sicherlich nicht spektakulär, aber für knapp 400PS ausreichend. Was aber ganz und gar nicht ausreichend, geschweige denn akzeptabel ist, ist der Kraftstoffverbrauch, denn der Lag im Test (ich fuhr diese Strecke natürlich mehrmals) bei 41,5 Litern.

Nachdem ich um 12:10 wieder in Stuttgart angekommen bin, kann ich sagen, daß Er sich im Großen und Ganzen doch ganz gut fährt.

 

Fazit:

Eine echte Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger in Sachen Platzangebot und Fahrerfreundlichkeit, und somit ein, bis auf für mein Empfinden kleine Mängel, gutes Auto.

Juli 1999 Marcus Weber

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